Erfahrungen1) IGEL geht nicht in den Winterschlaf:Nach den veranschlagten 2 Wochen in der Kiste im Freien, bei Minusgraden bzw im Freigehege ebenfalls bei Minusgraden oder Schneelage zeigt der Igel nach wie vor keine Ambition in den Winterschlaf zu gehen. Und es sind nicht nur Vielfrasse, die einfach nicht wollen. Man kann den FUTTERENTZUG versuchen: Man gibt dem Igel nur täglich frisches Wasser, die Kiste wird weiterhin täglich gereinigt, und vielleicht etwas Trockenfutter. Nach 3 Tagen sollte er es sich überlegen und im Häuschen bleiben. Diesen lehrbuchmässigen Anstand hatten nur wenige meiner Igel. Immer wieder haben wir Igel, die absolut nicht in den Winterschlaf gehen wollen – im Freigehege sausen sie durch den Schnee, fressen das Nassfutter solange, bis es gefroren ist, dh man entfernt am nächsten Tag tiefgefrorenes halbangefressenes Futter, halten sich im Häuschen bei Minusgraden auf und kommen sofort heraus, wenn es wärmer ist….. Alle diese Igel wogen mehr als 700g, meist über 800g oder 900g, und hielten sich seit der Gesundung im Freigehege auf. Eigentlich sollten einige von ihnen an anderen Stellen freigelassen werden, außerdem war schon Dezember oder Jänner, einmal sogar Anfang Februar. Etliche begannen zusätzlich abnormes Verhalten zu zeigen: Sie kratzten wie verrückt an den Häuschenwänden (Kratzspuren deutlich sichtbar, auch ein anderes Schlafhaus behob das Verhalten nicht), begannen im Kreis zu laufen – man sah immer die gleichen Spuren, standen bei -6°C im Schnee (auch Futterentzug änderte das Verhalten nicht, nach Tag 4 ohne Futter und einem weiterhin vorhandenen Igel gab ich auf). Keiner von ihnen zeigte ein beginnendes Winterschlafverhalten. Sobald die nächtlichen Temperaturen auf 0 gingen, einige Tage so bleiben sollten und der Boden nicht mehr frostig war, öffnete ich das Freigehege. Zuvor haben wir sie mit einem Tupfer Nagellack markiert. Wir beobachteten den Freigang mit der Infrarotkamera. Alle fanden den geöffneten Ausgang nach 30 – 90 Minuten. Die meisten waren dahin und kamen nicht wieder in das Gehege trotz Futterangebot und Futtermangel in der Natur. Aber wir haben ALLE bis auf eine einzige Ausnahme im Frühjahr wieder an der Futterstelle im Garten gefunden!! Obgleich diese an einer anderen Stelle ist. Einige kamen im Frühjahr sogar in das Schlafhaus im Gehege zurück und blieben eine Weile. Nur zwei wählten dann trotz geöffnetem Gehege einige Tage später die Gehegekiste als Winterschlafplatz – eine heuer. Ich habe die Kiste nicht mehr angerührt, die Igeldame fand ich im Futterhaus, als ich mich einige Tage nach der Entlassung abends beim Futtergeben einmal verspätete. Ich habe das Futter (sie fraß nur Trockenfutter) hineingelegt, den Igel nicht angerührt, und das Dach wieder montiert. Den normalen Futterplatz im Garten gibt es im Winter nicht. - in der Kiste ähnliches Dilemma: Igel hören einen bei -12°C kommen und stehen in der Kiste….. Sie stürzen sich sofort auf das Futter, bevor es friert. Ich bin täglich beim Kistenreinigen halb erfroren, die Igel nicht…. Auch Futterentzug war sinnlos, hier kapitulierte ich am Tag 5: alle 3 Igel standen putzmunter in ihren Kisten…. Unsere „Wasserkocher“, kleine selbstgebaute Wärmehalter, habe ich sogar über 3 Tage abgedreht….Nichts…. Sobald Nächte über 0°C angesagt waren, liessen wir die Herrschaften Mitte Jänner gehen (980g, 1260g, 1168g) – alle 3 verschwanden sofort und spurlos, sie kamen auch nicht mehr zum Futter in der Kiste. Wobei alle 3 aus unserer Gasse gebracht worden waren… Im Frühjahr kamen alle 3 in Etappen zur Futterstelle im Garten….. 2 von ihnen musste ich im Frühherbst wegen Lungenwurmbefall wieder kurz hereinholen….. Fazit: Vor allem Igel, die bei der Aufnahme über 300g wogen, also schon länger zuvor in der Natur waren, egal ob sie aus anderen Gegenden gebracht worden waren und sich in unserer eigentlich nicht auskannten, zeigten zu 95% abnormes Verhalten, wenn es um den Winterschlaf in Gefangenschaft ging. Wir mussten alle freilassen, etliche Ende Dezember, Mitte Jänner oder sogar in einem Wärmeloch im Februar. Von allen (bis auf eine einzige) wissen wir, dass sie scheinbar einen geeigneten Platz zum Schlafen gefunden haben, dieses problemlos dort auch taten – und im Frühjahr wieder auftauchten. Nur bei Igeln, deren Gewicht bei Aufnahme unter 200g bzw 180g lag im Oktober/November, gelang der normale Winterschlafvorgang laut Lehrbuch. 2) Igel steht immer wieder auf, dauernde Winterschlafunterbrechung:Und hier fangen die Probleme richtig an. Normalerweise schlafen Igel nie durch, sie wachen immer wieder auf, verlassen dann aber meist das Schlafhaus nicht. Nun gibt es solche, die etwa 4-5 Tage nicht auftauchen, dann am Trockenfutter waren – man sieht Spuren, die nächsten Tage ist Ruhe, und dann stehen sie nach 3-5 Tagen wieder auf, manchmal gleich 2 bis 3 Tage hintereinander. Nach dem 4. dieser Vorgänge fragt man sich: was nun? Ist dann endgültig Ruhe, tut man nichts. Hatte ich nur ein Mal. Durch diese Aufwachvorgänge nimmt der Igel mehr ab als üblich. Daher hatten diese Igel alle dann etwa 150g oder mehr beim 5. Aufwachausgang verloren = 4-6 Wochen nach „Winterschlafbeginn“. Und es war gleichgültig, ob sie in der Kiste oder im Freigehege winterschlafen sollten. Wir nahmen sie ins Haus und fütterten sie wieder auf. Am ersten Tag bekamen sie die Wärmeflasche handwarm, richtig zu fressen beginnen sie erst ab Tag 2. Bei den gesunden Igeln – nahmen wieder gut zu, Kot in Ordnung, keine Krankheitszeichen - starteten wir nach 2-3 Wochen neuerlich Winterschlafversuche draussen, wobei die Temperaturen wegen dem Nassfutter und Wasser einige Tage über 0° sein sollten. Ich muß zugeben, die meisten liessen wir dann frei, Futterangebot inklusive – was ALLE ignorierten - und sie kamen im Frühjahr alle wieder. Aber einige waren krank – sie hatten stärker, teils über 300g, abgenommen, der Kot war grünlich-grau, etc. Erst nach neuerlicher Gesundung und 7 Tage nach der letzten Medikamentengabe startete der dann nur mehr kontrollierte und behütete Winterschlafversuch. In den ersten Jahren meiner Igelpflege zeigte ein Igel genau dieses Verhalten – einige Tage kam er nicht, dann wieder, dann wieder nicht. Ich hatte gelesen, dass könne so sein und man solle nur Futter und Wasser geben und sonst nicht eingreifen. Nach 3 Wochen fand ich den Igel dann tot in der Kiste. Der Kot war nicht wirklich auffällig gewesen, er hatte auch nie gehustet… Der Igel – ein Wildtier……
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